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reinhold kirchmayr

reinhold kirchmayrs arbeiten lassen aus der ferne betrachtet an einen sinnspruch denken. man kennt diese sprüche, meist gestickt, hinter glas ordentlich gerahmt hängen sie in manch guter stube. aber erwartet man tatsächlich eine klar formulierte lebensweisheit in einfachen worten, wird man enttäuscht. der „sinn“ des spruchs erschließt sich nicht so einfach. „putzlappen“ ist bspw. auf einer arbeit der werkgruppe mit dem titel „sayings“ zu lesen oder „gerne 21°“ und „sozialer butter“. warum der schriftzug bei genauerer betrachtung so irritierend wirkt, erschließt sich, wenn man erfährt, wie die arbeit entsteht. reinhold kirchmayr lässt diese bilder in indien malen. gegen bezahlung
beauftragt er ansässige künstler, vorlagen abzumalen. das papier wird vor ort gekauft und ein kleinformat verwendet,
weil es sich einfach transportieren lässt. so klar der auftrag klingt – so irritierend sind für die beauftragten häufig die kriterien, nach denen kirchmayr die ergebnisse beurteilt. die arbeit gilt als gelungen, wenn sie von der vorlage abgeht und eigentlich den auftrag
des abmalens nicht korrekt erfüllt. die unkenntnis der sprache und der schrift wird als qualität und nicht als mangel gesehen.
über die handschrift der anonymen maler kommt es zu einer anderen art der befragung des textes.
seine konkret visuellen texte und konzeptuellen werke beziehen sich auf die sprache. objekt der kunst ist hier die realität
des gedachten und nicht der bezug zu einem möglichen oder wirklichen wahrnehmungs-gegenstand.
die transformation des begrifflichen ins künstlerische und die thematisierung der beziehungen zwischen zeichen und begriff
gehören zu den wesentlichen aspekten seiner konzeptuellen und visuellen texte.

claudia ehgartner
www.reinhold.–kirchmayr.com
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